Preisträger 2021
"Förderverein Haus Siekmann e.V."
Text der Laudatio:
Seit nunmehr 15 Jahren werden mit der Bernhard-Kleinhans-Plakette jährlich Initiativen, Persönlichkeiten und Vereine für Ihren Beitrag für Versöhnung, Toleranz und friedliches Miteinander ausgezeichnet.
Das kulturelle Leben und Angebot in Westfalen-Lippe wird maßgeblich durch bürgerschaftliches Engagement getragen, geprägt und mitgestaltet. Insbesondere in ländlichen Räumen ist das freiwillige Engagement von Bürgerinnen und Bürgern in der Kultur nicht wegzudenken und sichert die kulturelle Vielfalt Landes.
In meiner Funktion als Kulturdezernentin komme ich viel herum und darf zahlreiche Initiativen und Vereine kennenlernen, die Kultur freiwillig und ehrenamtlich gestalten und prägen und kann damit ganz klar und sicher sagen, dass die kulturelle Vielfalt des Landes von solchen bürgerschaftlichen Initiativen lebt und profitiert. Auch der Landschafts-verband fördert und erkennt diesen Beitrag für die Kultur in besonderer Weise an. Umso entscheidender ist es, diesem Engagement die Anerkennung und Wertschätzung zu zollen, die es verdient.
Die Bernhard-Kleinhans-Plakette, die ich hier heute verleihen darf, ist damit nicht nur ein, wie ich finde, wunderschönes Kunstwerk von Basilius Kleinhans, sondern die wichtige Würdigung dieser außerordentlichen Beiträge für die Kultur und das gesellschaftliche Miteinander.
Denkt man nun an Kultur, herausragendes bürgerschaftliches Engagement und kulturelle Teilhabe, so kommt man hier in Sendenhorst am Haus Siekmann nicht vorbei. Als lebendiges Denkmal und zentraler Kulturort der Stadt - als sozio-kulturelles Zentrum und Ort des gesellschaftlichen Miteinanders - prägt das Haus Siekmann nicht nur das Stadtbild in besonderer Weise, sondern trägt wie kein anderer Ort zur kulturellen Vielfalt Sendenhorsts bei.
Dabei ging der Weg dahin nicht immer nur geradeaus. Um ein Haar musste das Haus der Stadtsanierung der 1970er Jahre weichen. Schließlich ist es dem intensiven Einsatz der Stadtgesellschaft – und sicherlich auch Vorläufern des heute hier zu ehrenden Fördervereines zu verdanken, dass auf politischer Ebene letztlich eine andere Entscheidung getroffen wurde. 1991 zum Denkmal erklärt, stellt das Haus Siekmann ein herausragendes Bauwerk dar, das die Lebensweise der Menschen in Sendenhorst dokumentiert. Die Geschichte des ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesens lässt sich bis zum 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Dies sowie die bauliche Vielfalt des Gebäudekomplexes machen dieses heute zu einem historischen Zeugnis.
Hinter diesem historischen Ort und seinem heutigen Charakter, steht der heutige Preisträger - der Förderverein Haus Siekmann e.V. Seit bald drei Jahrzehnten prägt der ehrenamtliche Verein diesen außerordentlichen Ort, sein großartiges Kulturprogramm aber auch dessen Weiterentwicklung und Verortung in der Stadtgesellschaft. Er setzt bedeutende Impulse für das kulturelle Leben der Stadt und trägt Sorge dafür, dass dieser Ort als Ankerpunkt des gesellschaftlichen Miteinanders strahlt und kulturelle Vielfalt, Toleranz und Offenheit befördert.
Das beachtliche Engagement und die Errungenschaften des Fördervereins Haus Siekmann, lassen sich an dieser Stelle treffend mit einem Zitat Albert Schweitzers zusammenfassen. Der bekannte Philosoph und Theologe brachte das einst, wie ich finde, sehr treffend auf den Punkt:
"Kultur fällt uns nicht wie reine reife Frucht in den Schoß.
Der Baum muss gewissenhaft gepflegt werden, wenn er Frucht tragen soll."
Damit möchte ich verdeutlichen, wie viel Arbeit, Herzblut aber auch Kreativität und gemeinsames, kooperatives Engagement in diesen uns heute umgebenden Wänden stecken. Denn es ist eine Sache, einen eindrucksvollen Ort zu haben, eine gänzlich andere diesen mit Leben zu füllen, in die Stadtgesellschaft strahlen zu lassen und als Keimzelle kulturellen und gesellschaftlichen Lebens zu etablieren. Durch den Förderverein Haus Siekmann wird das Genannte seit vielen, vielen Jahren mit Bravour geleistet.
Das Engagement begann bereits in den 1990er Jahren, nachdem die Stadt das Haus Siekmann erworben hat und die Umbau- und Sanierungsmaßnahmen begannen. In Tausenden von Arbeitsstunden packten die Vereinsmitglieder tatkräftig mit an. Von der Entrümpelung über die provisorische Nutzung der Tenne, in der wir uns hier befinden, bis zum heutigen Moment, wurde die Entwicklung dieses Ortes von den Vereinsmitgliedern intensiv begleitet und ehrenamtlich getragen - und das Haus so schließlich zu dem gemacht, was es heute ist.
Über die Jahre konnte ein hochkarätiges, heute überregional bekanntes, Kulturprogramm etabliert werden, dass das Haus Siekmann heute zum kulturellen Herzen der Stadt macht. Das Programm reicht von Klassik, Jazz, Kabarett bis Theater und Ausstellungen. Ob als fester Spielort des Münsterlandfestivals oder aber beliebter Veranstaltungsort der Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Kulturarbeit – das Haus Siekmann und sein Kulturprogramm strahlen in das gesamte Münsterland.
Anfängliche Kritik und Unsicherheit darüber, ob mit dem Erhalt des Hauses die richtige Entscheidung getroffen wurde, konnten so schnell überwunden werden und das Haus ist aus der Ortsmitte Sendenhorsts heute nicht mehr wegzudenken. Es steht für kulturelle Vielfalt, Offenheit und Toleranz und ist ein herausragendes Beispiel zivilgesellschaftlichen Engagements.
2001 wurden diese Errungenschaften mit dem Robert-Jungk-Preis ausgezeichnet. Als Zukunftspreis für bürgerschaftliches Engagement, zeichnete dieser seinerzeit engagierte Initiativen und Impulsgeber für soziale Innovation aus und würdigte vor allem die zukunftsgerichtete Arbeit zivilgesellschaftlicher Initiativen.
Und im Kern ist es genau das, was die heutigen Preisträger auszeichnet: Dem Verein ist es gelungen, diesen wunderbaren Ort nicht nur als Denkmal zu bewahren und in Szene zu setzen, sondern zu-kunftsfähig zu machen, das Denkmal mit Leben zu füllen und zu einem zentralen Ort des gesellschaft-lichen Miteinanders und der kulturellen und gleichberechtigten Teilhabe zu machen. So kommen hier berufliche, soziale und kulturelle Bildung, die Förderung und Entwicklung von Kultur und Kreativität, Heimat- und Brauchtumspflege ebenso zusammen wie die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Zukunftsfragen. Dies alles – und das möchte ich an dieser Stelle noch einmal anerkennend unterstreichen - wird von den Vereinsmitgliedern ehrenamtlich geleistet und vorangetrieben.
Das, was hier geschaffen wurde ist nicht zuletzt auch der jahrzehntelangen Arbeit von Jürgen Krass zu verdanken. Wie las ich vor einigen Jahren in einem Artikel anlässlich der 25-jährigen Bestehens des Vereines noch? Jürgen Krass wird wegen seines grenzenlosen Engagements gerne auch mal "Herr Siekmann" genannt. Der Gründungsvorsitzende, ist kreativer Motor und Konstante des Vereines – und, was soll ich sagen, Jürgen Krass hat auch mich schon zu Schulzeiten – ich war seinerzeit Schülerin bei ihm – immer inspiriert.
In diesem Sinn freue ich mich sehr, dass die diesjährige Bernhard-Kleinhans-Plakette die jahrelange wichtige Arbeit des Fördervereines Haus Sieckmann ehrt.
(Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger)
Arbeitskreis Woche der Brüderlichkeit in Sendenhorst
Sendenhorst, am 3. Oktober 2021
Die Dankesworte von Jürgen Krass können Sie hier nachlesen. Außerdem haben die Westfälischen Nachrichten am 5.10.2021 einen Bericht über das Konzert und die Verlehung veröffentlicht.